Eines der wichtigsten Punkte, wenn es um die Frage des Aggressors geht, ist die NATO-Osterweiterung. Nach dem Fall der Mauer hat man sich die Frage gestellt, was mit Ostdeutschland und Gesamtdeutschland passiert, hinsichtlich einer eventuellen Neutralität, einem NATO-Beitritt oder gar einem Bündnis mit Russland. Man entschied sich für einen NATO-Beitritt Gesamtdeutschlands (eine Neutralität wäre wünschenswert gewesen, doch das Volk wurde nicht gefragt), unter der Voraussetzung, dass sich die NATO keinen Meter nach Osten erweitert.
Russland war zu Beginn der 90er Jahre schwer angeschlagen und zog seine Soldaten vollständig und freiwillig aus Deutschland ab, doch sie brauchten die Bestätigung der USA, dass sie die NATO nicht weiter expandiert. Der NATO-Gegenspieler, der Warschauer Pakt, löste sich vollständig auf. Dieser wurde 1955 gegründet, um der NATO (1949 gegründet) entgegenzuwirken. Die NATO löste sich nicht auf. Der Truppenabzug aus Deutschland war ein Friedensangebot von Russland und dem damaligen Präsidenten Gorbatschow, doch bis heute will der Westen das nicht zugestehen.
Außerdem wurde die Naivität Gorbatschows brutal ausgenutzt. Der US-Außenminister James Baker versprach am 9. Februar 1990: "[Die NATO wird] sich keinen einzigen Inch weiter nach Osten [erweitern]". Dies bestätigte auch der damalige CIA-Direktor Robert Gates, dass es einige Versprechen seitens der USA gab, welche aber nur Kaskade waren. Man wollte auch keine "Anti-Russland-Koalition" errichten und im Zentrum würde eine gemeinsame Sicherheitspolitik für Europa und die positiven Entwicklungen in Russland stehen. Heute weiß man, dass George Soros, der seine "Harvard.Boys" in die Wirtschaftspolitik der Russen einschleuste, gemeinsam mit dem CIA, am Putsch Gorbatschows maßgeblich beteiligt war. Möglicherweise war damit "positive Entwicklungen in Russland" gemeint. Anderenfalls hätte es diesen Putsch wohl niemals gegeben. Auf Gorbatschow folgte Boris Jelzin als russischer Präsident. Er wurde von den USA installiert. Dessen Wirtschaftspolitik war durchsäht mit Amerikanern, was zu einem gezielten Wirtschaftskollaps und einer daraus resultierenden Wirtschaftsdepression in Russland führte. Diese Zusammenhänge werden nur sehr selten erwähnt, und das seitens des Westens aus guten Gründen.
Zu allem Überfluss Begann nun in den späten 90er Jahren die NATO-Osterweiterung, das Szenario, das für die Russen eine existenzielle Bedrohung darstellt. Wir im Westen zeigen keine Empathie mit dem russischen Volk, ganz zu schweigen von der russischen Politik, doch aus ihrer Sicht ist die NATO-Osterweiterung ein Schritt der Aggression. Und objektiv gesehen ist dem auch nichts hinzuzufügen. Wer dies versteht, weiß, warum Russland heute eine so starke Militäraufrüstung vornimmt (verglichen mit den USA trotzdem noch zehn mal weniger Militärbudget), warum Russland wieder in sein Atomwaffenprogramm investiert hat, warum Russland auf viele westliche Aktivitäten begonnen hat, zu reagieren.
Die NATO-Osterweiterung begann 1999 mit Polen,Tschechien und Ungarn, 2004 traten Bulgarien, Estland, Lättland, Litauen, Slowenien und Slowakei bei, 2009 folgten Albanien und Kroatien und 2017 trat Montenegro bei. Die Angst Russlands ist vor allem aufgrund der baltischen Staaten, die eine gemeinsame Grenze mit Russland haben. Außerdem traten viele Staaten der NATO bei, die zuvor selbst Mitglieder des Warschauer Pakts waren.
Die NATO-Osterweiterung ist sinnbildlich für die US-Aggression. Wenn die Massenmedien heute von aktuellen Ereignissen sprechen, wird sehr oft dieser historische Zusammenhang nicht erwähnt. Dann entsteht sehr wohl das Bild des aggressiven Russen. Dies ist Teil einer fragmenthaften Desinformationspolitik. Der Westen erhebt ständig Vorwürfe, Russland würde der Aggressor sein, gleichzeitig hat man aber nicht den Anspruch, diese Vorwürfe vollumfänglich zu belegen. So stand der Täter beim Fall Skripal aus dem März 2018 fest, ehe die Untersuchungen begannen. Sofort wurden Diplomaten aus den Botschaften verbannt. Sergej Skripal und dessen Tochter wurden mit dem Nervengift A123 vergiftet, von wem ist unklar. Nachdem zunächst nur Russland dieses Nervengift zu besitzen schien, sickerte nach und nach durch, dass sämtliche westliche Staaten, darunter Frankreich, Deutschland, Tschechien, Ukraine, Israel und die USA sowie England im Besitz von A123 sind.
Auch die Krim-Krise seit 2014 wird in der Berichterstattung massiv lückenhaft dargestellt. Alles, was nicht ins westliche Narrativ passt, wird ausgelassen. So wird nie erwähnt, dass georgische Scharfschützen auf dem kiever Maidan, welche gemeinsam mit US-Soldaten Lagebesprechungen durchführten, Demonstranten und Polizisten erschossen. Daraufhin folgte der Regierungswechsel in der Ukraine, welcher durch die USA im Alleingang geplant wurde. Bevor sich die US-freundliche ukrainische Regierung die Krim an sich reißen konnte, ließ Russland dort wichtige Gebäude besetzen und führte unter dessen Aufsicht ein Referendum zur Sezession durch. Die Krim-Bewohner wollten den Anschluss Russlands.
Die NATO-Osterweiterung stellt ein historisches Ereignis in der Geopolitik dar, das viel häufiger erwähnt werden sollte. Somit würde man mehr zur Meinungspluralität beitragen. Sich mit russischen Interessen auseinanderzusetzen, wird aber immer noch und gerade heute diffamierend als "Putinversteher" oder "Russlandtroll" bezeichnet. Man möchte nicht, dass sich die Menschen im Westen in die Lage der Russen versetzen können, mit Meinungspluralität hat das nichts zu tun.
Warum die Annexion der Krim kein Akt der Aggression war und welche Rolle die Maidanmorde haben lesen Sie hier.
Quellen: